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14. Jahrestagung der AG Agamen
Am 10. und 11. November 2017 fand die 14. Tagung der AG AGAMEN wie gewohnt in Hamm statt. Bereits am Freitagabend fanden sich die ersten Teilnehmer im Kurhaus ein. Nach dem gemeinsamen Abendessen begann das Programm mit dem Abendvortrag von SÖNKE FRAHM aus Norderstedt. Mit seinem Vortrag „Uluru, Kakadu und die Westküste - 2 Monate unterwegs in Australien“ zog er die Zuschauer in seinem Bann. Der Rote Kontinent hat viel zu bieten und so sollte man schon etwas Zeit einplanen, möchte man die Vielfalt von Down Under nah mit erleben. In hervorragenden Fotos wurde uns ein spannender Vortrag gezeigt.
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Die Bartagame Pogons barbata aus Down Under.
Foto: SASCHA SCHMIDT
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Am Samstag erfolgte die offizielle Begrüßung durch den Leiter der AG MARTIN DIECKMANN und damit auch der offizielle Teil der Tagung. Der erste Vortrag beschäftigte sich mit Haltung und Zucht der Turkestanischen Wirtelschwanzagame (Paralaudakia lehmanni). JOCHEN ZAUNER (Riedering) und SVEN BECKER (Reutlingen) beschrieben, wie sie diese seltenen Agamen in menschlicher Obhut pflegen und erfolgreich zur Nachzucht bringen. Die Gelegegröße lag bei ihren Tieren zwischen sieben und neun Eiern; bei einer Temperatur von 28, 5 Grad schlüpften die Jungen nach 52 Tagen. Die Aufzucht war problemlos. Paralaudakia lehmanni lebt in ariden Bergregionen im nördlichen Afghanistan, südöstlichen Turkmenistan (Kugitang-Tau), im östlichen Usbekistan, südwestlichen Tadzikistan und anliegenden Regionen in Kirgisistan. Die nördliche Verbreitungsgrenze liegt in den Vorgebirgen der Mogoltauberge im Fergana-Tal, die westliche Grenze entlang der Nuratau- und Kugitang-Tau-Berge und die östliche Grenze in der Garvaz-Region in Höhen zwischen 900 und 3.400 m ü. NN (DIECKMANN & BARTS 2017).
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Paralaudakia lehmanni im Terrarium von SVEN BECKER.
Foto: SVEN BECKER
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Die Kopf-Rumpf-Länge war beim Schlupf 35,53 und 35,35 mm, bei einer Schwanzlänge von 44,47 und 49,11 mm; die Kopfbreite betraf 9,4 und 9,8 mm, die Kopflänge 11,68 und 11,15 mm. Die Jungtiere haben sich gut entwickelt und wuchsen ohne Probleme heran (BÖHME et al. 2013).
Foto: SVEN BECKER
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Die Agamen benötigen ein geräumiges Terrarium mit vielen Strukturen und vertikalen Flächen, die ihnen zum klettern dienen. Hier ein gesundes Jungtier aus der Nachzucht.
Foto: SVEN BECKER
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Nach der ersten Kaffeepause zeigte MARTIN DIECKMANN interessante Fotos über das Verhalten und die Lebensweise des Bärtigen Krötenkopfs (Phrynocephalus mystaceus PALLAS, 1776) im Terrarium. Nur wenige hatten bis jetzt das Glück diese hoch interessanten Echsen im Terrarium pflegen zu können. Da sie als sehr heikel im Terrarium gelten, war es des so interessanter zu sehen, das es auch möglich ist, über mehrere Jahre diese wärme liebenden Reptilien zu pflegen, wenn man sich mit ihren natürlichen Gewohnheiten vertraut macht und ihnen ein geräumiges Wüstenterrarium zur Verfügung stellt, um ihre besonderen Bedürfnisse zu befriedigen. Bärtige Krötenköpfe haben einige auffällige Verhaltensweisen, die man bei anderen Agamen vergeblich suchen wird. Die Eigenschaft sich im lockeren Sand einzurütteln, beherrschen sie perfekt. Vor allem in den heißen Tagesstunden nutzen die Echsen diese einzigartige Fähigkeit, sich durch schnelle seitliche Körperbewegungen in einigen Sekunden sich im Sand einzugraben. Im Terrarium kann man dies auch während der Nacht beobachten, sicherlich, um die Restwärme in der oberen Bodenschicht zu nutzen. Denn man findet sie immer nur in einer Tiefe von 1-3 cm. Hier werden sogar, die am Tage gegrabenen Höhlen gemieden und es wird sich in der Nacht ausschließlich im Sand eingerüttelt (DIECKMANN eigene Beobachtung). Die charakteristische Verhaltensweise des Schwanzrollens, innerhalb der Gattung Phrynocephalus ist bei Phrynocephalus mystaceus besonders gut entwickelt, gleiches gilt für das aufrichten des Körpers auf die Beine. Das Ein- und Ausrollen des Schwanzes kann man vor allem während der Fortpflanzungszeit beobachten. Aber auch vor und während der Nahrungsaufnahme ist dieses Phänomen zu beobachten.
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Weibchen von Phrynocephalus mystaceus im Terrarium von Martin Dieckmann. Im Bild ein Tier der roten Variante.
Foto: MARTIN DIECKMANN
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Das Obere Terrarium dient der Pflege für den Bärtigen Krötenkopf.
Foto: MARTIN DIECKMANN
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Die kleinen Agamen sind verrückt nach hartschaligem Futter wie Heuschrecken und schwarzen Käfern.
Foto: MARTIN DIECKMANN |
Nach dem Mittagessen und der Mitgliederversammlung ging es bei schönem Wetter an die frische Luft, zu einem Gruppenfoto.
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Teilnehmer der 14. Jahrestagung der AG Agamen.
Foto: MARTIN DIECKMANN |
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Auch in diesem Jahr gab es bei der Verlosung wieder was zu gewinnen. Neben einem Buch konnten auch Trinkbecher erhascht werden, die den Referenten ebenfalls überreicht wurden.
Foto: MARTIN DIECKMANN |
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Als Motiv für die Becher diente Gonoephalus grandis, fotografiert von INGOMAR & HENRIKE KIEHLMANN. |
Anschließend ging es in den Osten Thailands. STEFAN ZIESMANN (Vörde) und PETER JANSEN (Duisburg) konnten uns aus diesem Gebiet einen kurzweiligen Bericht Pressentieren, gespickt mit grandiosen Aufnahmen, aber nicht nur von Agamen. Beschreibung zur Reise in dieses wunderschöne Land mit ihrer, teils, gefährdeten Tier- und Pflanzenwelt, waren ein Hingucker.
ANDREA GLÄSER-TROBISCH und DIETMAR TROBISCH zeigten den Anwesenden eindrucksvolle Bilder von ihren Beobachtungen von Hydrosaurus weberi auf Halmahera, Ternate und Tidore (Nordmolukken). Außerdem wurden verschiedene Reptilien und Amphibien von den Inseln vorgestellt.
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Hydrosaurus weberi aus Indonesien.
Foto: ANDREA GLÄSER-TROBISCH und DIETMAR TROBISCH |
Nach dem Abendessen im Chinarestaurant "King´s Bootshaus" ging es noch einmal nach Südostasien. PETER JANSEN & STEFAN ZIESMANN hatten ihren zweiten Auftritt. Diesmal unter dem Moto "Eine Reise nach Sarawak (Borneo)". Eine Vielzahl herpetologisch interessanter Arten wurde in ausgezeichneter Bildqualität präsentiert.
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Gonocephalus bornensis von Sabah (Ost-Malaysia).
Foto: ANDREA & ANTONELLA FERRARI |
Text: MARTIN DIECKMANN
Literatur:
Böhme. W., S. Esser & P. Wagner (2013): Zur Kenntnis der zentralasiatischen Wirtelschwanzagame Paralakadakia lehmanni (Nikolsky, 1896) und ihrer Nachzucht im Tierhaus des Zoologischen Forschungsmuseums Alexander Koenig (ZFMK) in Bonn. Sauria, Berlin, 35(2): 4550.
Dieckmann, M. & M. Barts (2017): Wirtelschwanzagamen Die Gattungen Laudakia, Paralaudakia und Stellagama. epubli, Berlin, 416 S. (unveröff.).
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