11. Jahrestagung der AG Agamen
Zum 11. Mal trafen sich die Teilnehmer der AG Agamen im Kurhaus Hamm. Zwar war die Teilnehmerzahl mit 28 nicht sehr hoch, doch war die Stimmung wie jedes Jahr wieder hervorragend. Leider nutzten einige Agamenfreunde andere AG Treffen unserer Gesellschaft, die am gleichen Wochenende stattfanden, was ich als AG Leiter sehr schade finde. Hier sollte (müsste) Abhilfe geschaffen werden, indem sich die einzelnen AGs untereinander zwecks Termin absprechen, wovon wohl alle profitieren dürften. In der diesjährigen Beiratssitzung in Bonn habe ich dieses Thema bereits angesprochen. Gerade weil viele Tierfreunde mehrere Schwerpunkte in unserem Hobby haben, ist es sehr schade, wenn sie nur eine Tagung besuchen können. Wie gewohnt fanden sich die ersten Gäste bereits am Freitagabend ein. Nach dem Abendessen referierte Timo Hartmann (Alexander Koenig Museum in Bonn) über die Herpetofauna Nordkambodschas mit Einblick in die aktuelle Forschung an Calotes und Leiolepis.
Bereits mehrmals konnte er den Norden Kambodschas besuchen, der herpetologisch noch völlig unerforscht war. Die Zahl der Reptilien und Amphibienarten ist beachtlich. So konnten insbesondere im Phnom Kulen Nationalpark 80 Arten nachgewiesen werden. Natürlich durften wir auch verschiedene Agamen im Vortrag mit schönen Aufnahmen bewundern. Darunter auch Vertreter der Agamengattungen Calotes und Leiolepis, welche sich im Rahmen aktueller Forschungen als äußerst wertvoll erwiesen, da beispielsweise erst durch diese Belegexemplare die spektakuläre Neuentdeckung von Calotes bachae ermöglicht wurde. Gemeinsam wurde der restliche Abend in der Kurhausgaststätte verbracht, wo es bei einem Bierchen noch allerhand zu erzählen gab. Nach der Begrüßung und Eröffnung der Tagung am Samstagvormittag durch den Leiter der AG, Martin Dieckmann, startete das Vortragsprogramm mit Sönke Frahm über die Herpetofauna Marokkos. Er unternahm eine wunderschöne Reise durch das Land mit fantastischen Fotos über die vielfältigen Landschaften und dessen Flora und Fauna. Hervorzuheben sind hier natürlich die Aufnahmen über die Agamen.
Auch über die Haltung und Nachzucht gab es neues zu berichten. Diesmal über eine Agamenart, die wohl in den deutschen Terrarien noch nicht zu finden sein dürfte. Desto größer die Überraschung, das es hier seit vielen Jahren mit der Zucht gut klappt. Gemeint ist die Ceylonesische Taubagame Cophotis ceylanica, von dessen Biologie, Haltung und Nachzucht Hartmut Mohr berichtete. Im natürlichen Lebensraum ist die ceylonesische Taubagame mittlerweile selten geworden. Nicht zuletzt durch ein unerklärliches Massensterben in den 90er Jahren sind sie im Hochland Sri Lankas nicht mehr in der ehemaligen Populationsdichte anzutreffen. Hartmut Mohr blickt auf eine nahezu 10-jährige, nicht immer von Erfolg gekrönte, Haltung zurück. Mittlerweile jedoch sind die Ursachen der Fehlschläge erkannt und er vermehrt Cophotis ceylanica mit großem Erfolg bereits in der dritten Generation.
Andrea Glässer-Trobisch und Dietmar Trobisch referierten nach dem Mittagessen und der Mitgliederversammlung über ihre Beobachtungen während eines Urlaubs auf der Insel Java von Calotes versicolor.
"Und um uns herum ein Terrarium" - Eindrücke aus einem Urlaub im ländlichen Ostaustralien. War der Titel eines Vortrages von Gerald Ullrich, der jährlich seine Verwandten in Australien besucht und so über viele Eindrücke im näheren Umfeld und auf dem Gelände seines Schwagers berichten konnte. Hier konnte er nicht nur australische Wasseragamen Intellagama lesueurii beobachten, die dort leben, sondern auch noch den Schlupf einer Wasseragame in Bild und Film festhalten, was aus dem Lebensraum wohl nur sehr selten und eher zufällig zu beobachten sein dürfte.
Wie in den letzten Jahren üblich, gab es auch in diesem Jahr wieder eine Verlosung, dessen Erlös in die AG Agamen Kasse fließt. Diesmal gab es als Hauptpreis ein Buch zu erhaschen.
Zuvor wurden noch wunderschöne Calotes bachae Mousepads verlost, die auch schnell einen Besitzer fanden. Anschließend ging es zum Abendessen ins Chinarestaurant, wo wir uns am Buffet stärken konnten. Als 17 jähriger bereiste Hartmut Mohr das erste Mal die Insel Sri Lanka. Mittlerweile sind daraus über 40 Jahre Reiseerfahrung geworden. In dieser Zeit lernte er die Natur mit seiner einzigartigen Flora und Fauna kennen. Aber es gibt auch andere Gründe seiner häufigen Aufenthalte. Nach dem verheerenden Tsunami gründete er dort eine Schule und betreut diese seitdem.
Bei jedem Besuch der Schule, in der Regel zwei bis dreimal jährlich, nimmt er sich auch Zeit für Naturbeobachtungen. Sri Lanka gilt als ein Hotspot der Biodiversität und ist hinsichtlich ihrer Agamen außerordentlich reich an Endemiten. Beim Samstagabendvortrag konnten wir Zeugen werden, wie sehr der Tsunami in diesem Land gewütet hatte. In beeindruckenden Bildern konnten wir viel über seine Lebensaufgabe, die Schule, erfahren sowie die Schönheit der Insel mit ihrer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt bestaunen. Natürlich wurden auch die Lebensräume von Cophotis ceylanica besucht und gezeigt, was auch für die Pflege dieser Agamen von äußerster Wichtigkeit ist. Denn im Gegensatz vieler anderer Agamen, die wir kennen, sind hier kühle Temperaturen lebenswichtig. Woran man wieder mal sieht, wie wichtig es ist, die Biotope seiner Pfleglinge zu kennen und Erfahrungen anderer Terrarianer einzuholen, bevor man sich Tiere anschafft. Die Kurhausschänke diente auch an diesem Abend wieder als Aufenthaltsort zum Klönen und Fachsimpeln.
Ich möchte mich bei all meinen Agamenfreunde, Referenten und Teilnehmer für diese schöne Tagung bedanken und hoffe, dass wir uns schon bald wieder sehen, dann nämlich am 13. - 14. November diesen Jahres zur 12. Jahrestagung der AG Agamen wie gewohnt im Kurhaus in Hamm. Text: MARTIN DIECKMANN Fotos: ANGELIKA und SIEGFRIED TROIDL |