10. Jahrestagung der AG Agamen
Einige unter den 31 Teilnehmern waren auch schon dabei, als am 30. Oktober 2004 im Landhaus Langerbein in Hamm die AG Agamen gegründet wurde. Inzwischen treffen wir uns im Kurhaus der Stadt Hamm, und das am 8. und 9. November 2013 nun schon zum 10. Mal. Nach dem gemeinsamen Abendessen begann das Programm mit dem Abendvortrag von Nicolá Lutzmann aus Heidelberg, Thema waren „Forschungsreisen in Burundi und Ruanda“. In eindrucksvollen Bildern berichtete Nicolá von seiner Forschungsarbeit in einem der kleinsten und ärmsten Länder Afrikas, die er dort seit 2011 in Zusammenarbeit mit einheimischen Stellen und Instituten durchführt. Neben viel Interessantem über Land, Leute und die politischen Hintergründe kam auch die Herpetofauna des Landes nicht zu kurz, unter anderem vertreten durch die eindrucksvolle Blaukehlagame Acanthocercus atricollis kiwuensis. Den Abend ausklingen ließen wir mit netten Gesprächen über und um die Agamen herum in der gemütlichen Kurhausschänke. Am Samstag um 10:00 Uhr wurde diese Jubiläumstagung dann durch den Leiter der AG Martin Dieckmann offiziell eröffnet. Verpackt in seine Begrüßungsworte hatte er die erfreuliche Mitteilung, dass es auch in diesem Jahr wieder einen der beliebten Kunstdrucke geben sollte. Abgebildet ist diesmal ein Halsbandleguan nach einem Foto von Robert Schumacher, ein besonderer Dank hier nochmal an Angelika Troidl, die wieder für die Herstellung dieser limitierten Sammlerstücke verantwortlich war. Das Vortragsprogramm wurde dann eröffnet von Peter Fritz aus Berlin, er berichtete über „Agama impalearis im Terrarium von einer ungewöhnlichen Eiablage bis zum erfolgreichen Schlupf“. Diese mittelgroßen Agamen mit ihrem Hauptverbreitungsgebiet in Marokko werden leider sehr selten in unseren Terrarien gehalten; anhand von Fotos aus einem Berliner Terrarienkeller wurde alles Wissenswerte über die Haltung der Echsen erklärt. Bemerkenswert war eine dokumentierte Eiablage auf einem Podest des Beckens. Diese Eier konnten vollständig zum Schlupf gebracht werden. Dargestellt wurden die Aufzucht der Schlüpflinge sowie einige Schwierigkeiten bei der weiteren Vermehrung im Folgejahr. Nach einer Kaffeepause berichteten Jochen Zauner, Riedering und Wolfgang Böckl aus Altötting über „Eine herpetologische Reise nach Rhodos mit besonderer Betrachtung von Stellagama stellio“. In ihrem Vortrag mit Filmsequenzen berichteten die beiden von einer Reise auf die griechische Insel, die eigentlich ihren Schwerpunkt in der Beobachtung der dortigen Lacertiden hatte. Neben einigen Skinken, Geckos, Schildkröten und Schlangen gingen sie auch auf den eurasischen Hardun ein, der mit seiner Unterart Stellagama stellio daani auf Rhodos allgegenwärtig ist. Dieses lohnenswerte Reiseziel kann ab Ende April besucht werden, eine Zeit, in der es auch schon warm genug für ausgedehnte Exkursionen zur Beobachtung von Amphibien und Reptilien ist. Im Anschluss an das Mittagessen im Kurhaus stand die diesjährige Mitgliederversammlung an, in der auch gleich der Termin für die nächste Agamentagung festgelegt wurde: Am 7. und 8. November 2014 treffen wir uns wieder im Kurhaus, welches von den Teilnehmern gut angenommen wird und weiterhin Tagungslokalität der AG bleiben soll. Weitere Themen der MV: Ein Aufruf zur pünktlichen Zahlung des Mitgliedsbeitrages (10,00 EUR / Jahr ab 2013), die Bitte um Einreichung von Artikeln rund um das Thema Agamen zur Veröffentlichung in unserer AG Zeitschrift IGUANA, die zusammen mit der AG Leguane herausgegeben wird. Nur so kann ein weiteres Bestehen des Blattes sichergestellt werden. Auch werden weiterhin Fotos von Agamen zur Vervollständigung unserer AG Homepage benötigt. Gepflegt wird diese vorbildlich von Angelika und Siegfried Troidl. Kontrovers diskutiert wurde weiterhin die Ausrichtung einer DGHT Jahrestagung durch bzw. mit der AG Agamen in Hamm, bis zu einem endgültigen Ergebnis werden aber noch einige Gespräche notwendig sein. Doch nun wieder zu den Agamen, Ulrich Manthey aus Berlin referierte zum Thema „Bestimmen von Acanthosaura-Arten war und ist immer noch ein großes Problem.“ Nach einer Beschreibung des Verbreitungsgebietes der Gattung und einem geschichtlichem Abriss über die Systematik folgten die Ergebnisse der neuesten Forschungen. Detailliert wurden die verschiedenen Ergebnisse und auch Schwierigkeiten in der taxonomischen Zuordnung der zahlreichen Gattungsmitglieder dargestellt. Wie gewohnt verstand es der Vortragende auch komplizierte Sachverhalte verständlich und interessant darzustellen. Die leicht ketzerische Frage am Schluss der Ausführungen „oder ist doch alles lepidogaster“ lässt die Hoffnung bestehen, weiteres über die interessanten Agamen-Gattungen aus diesem Winkel der Erde auf folgenden Agamentagungen oder den Veröffentlichungen von Ulli Manthey zu erfahren. Nun war es Zeit für die traditionelle Verlosung. Mit tatkräftiger Unterstützung von Tom, dem Enkel des AG-Leiters, wurden hier die schönen neuen AG Wandkalender sowie Bilder an den Mann bzw. die Frau gebracht … wie immer ein Highlight der Agamentagung. Gestärkt mit Kaffee und Kuchen folgten wir nun den Ausführungen von Christina Holle aus Meerbusch „Zur Haltung und Pflege von Gonocephalus doriae abbotti“. Die beiden Unterarten der Winkelkopfagamen wurden vorgestellt, anschaulich wurde dann die Haltung und erfolgreiche Vermehrung dieser etwas schwierigeren Agamen im heimischen Terrarium geschildert. Kleine Fotostrecken zeigten die problemlose Vergesellschaftung mit dem Tokeh Gekko gecko, ein Männchen der Unterart wurde in seiner Entwicklung vom Schlupf bis ins Adultstadium begleitet. Den Abschluss des Nachmittags bildete Ingomar Kiehlmann mit seinem Bericht über „West-Malaysia 0 1500 m“. Der Bericht begann in der stark expandierenden Millionenmetropole Kuala Lumpur, wo trotz des rasanten Wachstums Waldflächen im Stadtgebiet zur Erholung erhalten sind. Aus diesen Refugien sowie der Stadt Ipoh mit der sich anschließenden Gebirgskette zu den Cameron Highlands, der Provinz Perak mit der Stadt Taiping sowie der Insel Tioman wurde in brillanten und wie gewohnt sehr detailreichen Fotos die äußerst artenreiche Herpetofauna des Gebietes dargestellt. Neben einigen Amphibien, Skinken, Geckos und Schlangen natürlich eine Vielzahl hochinteressanter und oft schwer zu beobachtender Agamen: Calotes versicolor, Draco formosus, D. sumatranus, Gonocephalus belli und G. chamaeleontinus um nur einige zu nennen. Wieder blieb bei mir die Frage, wie lange man wohl manchmal braucht, um derartige Aufnahmen hinzubekommen. Inzwischen hatte sich auch wieder etwas Hunger eingestellt und die Tagungsteilnehmer begaben sich auf einen kleinen Fußmarsch zu „King´s Bootshaus“, einem chinesisch-mongolischen Buffetrestaurant mit äußerst schmackhafter und vor allem reichhaltiger Küche. Aufgrund des üppigen Mahles etwas schwerfällig ging es zurück ins Kurhaus, Philipp Wagner aus Bonn beschloss die Tagung mit seinem Vortrag: „Afghanistan Eine Reise nach Herat im Spannungsfeld zwischen zivilem Aufbau und Wissenschaft“: Ein beeindruckendes Land am Übergang zwischen der eurasischen Region und dem Orient, ein Land mit hochinteressanten Lebensräumen von der Wüste bis zum Hochgebirge. Afghanistan ist bei uns leider durch hauptsächlich negative Schlagzeilen präsent, über die erfreuliche, gastfreundliche und humorvolle andere Seite berichtete uns Philipp, der im Auftrag des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes als Gastdozent an der Universität von Herat tätig war. Neben Lehrtätigkeit und Pflege der guten Beziehungen zu den Gastgebern blieb auch Zeit für die Tierwelt des Landes, allein von den Agamen kommen hier, zum Teil endemisch, 6 Gattungen mit 27 Arten vor. Stellvertretend sei die beeindruckende Paralaudakia lehmanni genannt, eine Art, die auch für die Pflege im Terrarium geeignet ist und inzwischen in Deutschland im Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig erfolgreich nachgezogen wurde. Mit weiteren interessanten Gesprächen in der Kurhausschänke ging auch diese Tagung dann zu Ende. Bleibt der Dank an die Organisation und alle, die sich am Gelingen der Veranstaltung beteiligt haben, verbunden mit der Vorfreude auf die nächste Tagung 2014 an gleicher Stelle. Peter Fritz, Berlin
Sein Vortrag bot einen interessanten Streifzug durch die reichhaltige Fauna und Flora der Insel und vermittelte nebenher viele Informationen über „Land und Leute“. Mehrere Reisen führten ihn in Trockenzonen, Feuchtgebiete, in den Sinharaja-Regenwald und die nahe gelegene Region Morningside. Beinahe alle der überwiegend endemischen Agamenarten wurden präsentiert, darunter die imposante Lyrakopf-Agame, ebenso Frösche sowie Schlangen, aber auch Insekten, Orchideen und ein riesiger Regenwurm.
Am Samstagvormittag begrüßte AG-Leiter Martin Dieckmann 31 Teilnehmer.Das Tagungsprogramm begann mit einer Präsentation von Ulrich Manthey, Berlin „Japalura Artenfülle ohne Ende“.
Das Verbreitungsgebiet der Bergagamen erstreckt sich von den südlich des Himalaya angrenzenden Ländern (einschließlich Thailand) über Teile der VR China, bis nach Taiwan und den südjapanischen Inseln. Dank der intensiven Forschung durch den japanischen Wissenschaftler Ota konnten auf der verhältnismäßig kleinen Insel Taiwan fünf Arten nachgewiesen werden. Die extrem größere VR China (ohne Tibet) beherbergt dagegen nur 12 Arten. Anhand von Lebendfotos wurden alle Arten Taiwans vorgestellt und sowohl auf die innerartliche Variabilität, als auch auf jene innerhalb der Gattung hingewiesen. Erstere drückt sich u. a. darin aus, dass einige Männchen ihre Kehlsackfärbung verändern können. Letztere bezieht sich u. a. auf die von Art zu Art unterschiedliche Färbung der Mundschleimhäute, im Gegensatz zur Gattung Aphaniotis, bei der alle Arten ein blaues Maul besitzen. Es wurde gezeigt, dass die bei Terrarianern so beliebte Japalura splendida von verschiedenen Fundorten nicht nur eine sehr unterschiedliche Färbung aufweist, sondern sich auch in dem Vorhandensein/Fehlen einer Kehlfalte unterscheidet. Weitere Beispiele aus der Japalura flaviceps-Gruppe belegen recht eindeutig, dass bei intensiver Untersuchung der chinesischen Japalura Taxa deren Anzahl vermutlich sprunghaft ansteigt, es wird spannend. Eine Safari führte durch mehrere Schutzgebiete im Norden Tansanias, darunter Lake Manyara NP, Arusha NP sowie dem Ngorongoro Krater und vermittelte anschaulich den Artenreichtum der dort lebenden Tiere ohne jedoch speziell auf die Herpetofauna einzugehen.
Es erfolgte der Bericht des Kassenwartes über den aktuellen Kontostand. Danach wurde beschlossen den Jahresbeitrag für AG-Mitglieder ab 2013 von 5 auf 10 € anzuheben. Ein Spendenaufruf für die Saalmiete brachte spontan ca. die Hälfte der benötigten Summe ein. Die anschließenden Neuwahlen des Vorstandes ergaben, dass alles beim Alten bleibt. Herzlichen Glückwunsch an Martin und Nicola. Acanthocercus atricollis gregorii von Dagmar Urbansky Draco melanopogon von Ingomar & Henrike Kiehlmann Gonocephalus grandis von Ingomar & Henrike Kiehlmann Bei der diesjährigen Tombola wurden Mousepads und als Hauptgewinn zwei Metall-Bildtafeln mit Agamenmotiven verlost.
Insbesondere konzentrierte er sich auf die Gattung Xenagama und die Art Acanthocercus atricollis. Kernergebnisse waren, dass die Gattung Xenagama eine bisher nicht beschriebene Art enthält und Acanthocercus zonurus dieser Gattung zugeordnet werden muss. Bei A. atricollis ist bisher abzusehen, dass die beschriebenen Unterarten auf Artniveau gehoben werden und ein altes Synonym revalidiert wird, so dass man davon ausgehen kann, dass es sich um einen Artkomplex handelt.
Die zeitweiligen Schlagzeilen über die Kämpfe zwischen Hutu und Tutsi dürften vielen noch in Erinnerung sein. Dabei beherbergt das hügelige Land mehrere eindrucksvolle Nationalparks und Schutzgebiete mit einer üppigen Fauna und Flora. Im Kibira NP wächst noch, begrenzt durch Teeplantagen, primärer Bergregenwald. Man findet Sumpfgebiete, Bambuswald, Graslandflächen mit Felsen, Buschland und heiße Quellen. Es gedeihen u. a. die verschiedenartigsten Pilze und Flechten, Orchideen und diverse Impatiens. Neben vielen Spinnen sowie Insekten, zu denen auch die wehrhaften Weberameisen gehören, gab es verschiedene Vertreter der Herpetofauna zu sehen, darunter auffällig rot gefärbte Frösche und kleine Stummelschwanz-Chamäleons, von denen überwiegend Männchen gefunden wurden. Über einen Kooperationsvertrag erfolgte gleichzeitig die Ausbildung einiger Studenten vor Ort zur Pflege und dem Erhalt der Sammlungen.
Die Gattung Agama ist die artenreichste Afrikas, deren grobe Verwandtschaftsverhältnisse nun geklärt sind. Allerdings wirft auch dieses Ergebnis weitere Fragen auf. So zum Beispiel ergeben sich innerhalb der Agama agama Gruppe sehr verwirrende Verbreitungsmuster und Verwandtschaftsverhältnisse auf Populationsniveau, zwergwüchsige Arten sind Schwesterarten zu sehr großwüchsigen Arten und die südafrikanischen Agama Arten enthalten höchstwahrscheinlich ganze Komplexe von neuen kryptischen Taxa. Gut gesättigt zurück im Kurhaus, entführte uns Philipp Wagner mit beeindruckenden Bildern ein letztes Mal nach Afrika. Auf Livingstones Spuren war er unterwegs in Zambia „Vom Luangwa zur Quelle des Zambesi“.
Diese beiden Fluss-Systeme, die Trockengebiete im Süden mit Savannen- und Akazienwald sowie die Ausläufer des Kongoregenwaldes im Norden bilden die verschiedensten Biotope. Viele Reptilienarten wurden gezeigt, darunter Nilkrokodile, Schlangen, Agamen und Schildkröten, ebenso diverse Amphibien, u. a. ein Frosch mit roten Schenkeln und einer, der sich wie ein „Kugelfisch“ aufblasen kann. Neben zahlreichen großen und kleinen Säugetieren, Insekten und Spinnen, waren auch die spektakulären Viktoriafälle zu sehen. Nach diesem interessanten Tagungsausklang machten sich viele Besucher auf den Heimweg, während einige Übernachtungsgäste noch in gemütlicher Runde beisammen saßen. Ich danke den Referenten für kurze Zusammenfassungen, die das Erstellen des Protokolls wesentlich vereinfacht haben. Auf jeden Fall sollte man schon mal den nächsten Termin der Agamentagung vormerken: Freitag/Samstag 08. & 09. November 2013 Text: SIBYLLE MANTHEY Fotos: ANGELIKA und SIEGFRIED TROIDL |