8. Jahrestagung der AG Agamen

Die 8. Jahrestagung der DGHT-AG Agamen in Hamm/Westfalen bot erneut eine Fülle von interessanten Vorträgen und Informationen rund um das Thema Agamen. Sie fand vom 14. bis 15. Oktober an einem neuen Tagungsort statt und zog bereits am Freitagabend viele Besucher an. Insgesamt erfreuten sich 48 Mitglieder und Gäste an dem abwechslungsreichen Tagungsprogramm.

Gemütliches Beisammensein am Freitagabend

Nach dem gemeinsamen Abendessen am Freitag folgten eindrucksvolle Reiseimpressionen aus dem bisher kaum präsentierten Land Armenien. Nicolá Lutzmann & Peter Fritz entführten uns – nach einer Kurzversion im letzten Jahr – in ein urchristliches Land mit vielen alten Klöstern und seinen gastfreundlichen Menschen. Schon der Titel „Cognac, Stör und kleine braune Eidechsen“ deutete darauf hin, dass kulinarische Genüsse keineswegs zu kurz kamen. Bestens betreut durch Marine Arakelyan von der Yerewan State University konnten sie eine Privatwohnung nutzen und mit einem unverwüstlichen Lada diverse Exkursionen in verschiedene Regionen Armeniens unternehmen. Die reizvolle Landschaft des Kaukasus ist geprägt durch enorme Höhenunterschiede und beherbergt viele Pflanzen- und Tierarten, darunter eine reichhaltige Herpetofauna. Neben der Krötenkopfagame Phrynocephalus horvathi und der Wirtelschwanzagame Laudakia caucasia sowie einer großen Population Darevskia armeniaca wurden auch diverse andere Reptilien gezeigt.

NICOLA LUTZMANN, Heidelberg &
PETER FRITZ, Berlin:
"Cognac, Stör und kleine braune Eidechsen -
Eine Reise durch Armenien"

Eröffnung am Samstagvormittag
durch MARTIN DIECKMANN, Hamm

Im Anschluss an die Begrüßung und Tagungseröffnung durch den AG-Leiter Martin Dieckmann am Samstagvormittag, startete Dennis Oonincx die Vortragsreihe mit dem Thema "Vitamin D and bearded dragons". Trotz der ursprünglich englischen Version referierte er netterweise auf deutsch. Bei seiner Studie an Pogona vitticeps untersuchte er, wie viel Vitamin D3 Supplement und wie lange die UV-Bestrahlung pro Tag genutzt werden sollte, um ein gesundes Vitamin D Level zu erreichen. Bei dem 180 Tage währenden Versuch kam er zu der Erkenntnis, dass eine UV-Bestrahlungsdauer von wenigstens zwei Stunden pro Tag in ein Optimum des Vitamin D Levels resultiert. Die Supplementation mit Vitamin D – auch mit höheren Dosen – war nicht ausreichend, um das Vitamin D Level der UV-Bestrahlung im Körper der Tiere zu erreichen. Zusätzlich war ohne UV-Bestrahlung das Wachstum der weiblichen Tiere langsamer. Durch die Studie wurde erforscht, welches Vitamin D Level unter verschiedenen Voraussetzungen im Terrarium erreicht werden kann. Doch wie hoch ist das tatsächliche Level in Pogona vitticeps in der Natur? Diese Frage verlangte nach einer Fortsetzung...

DENNIS OONINCX, Wageningen, Niederlande:
Vitamin D and bearded dragons

MANDY DECKER, Bonn:
Down under - Auf der Jagd nach Drachenblut

Von der nun folgenden Reise berichtete Mandy Decker in ihrem Vortrag. Es ging also mit ungewöhnlichem Gepäck gemeinsam auf die „Jagd nach Drachenblut“ ins ferne New South Wales/Australien, der faszinierenden Heimat von Pogona vitticeps. Nach Verzögerungen vor Ort konnte die ungeduldig erwartete „Drachensuche“ beginnen. Neben Kängurus und einem gewaltigen Sandsturm gab es viele Echsen zu bestaunen, doch Bartagamen machten sich rar. Erst nach 2 Wochen intensiver Suche gelang es, mehrere Exemplare aufzuspüren, zu fangen, ihnen Blut abzunehmen und weitere Daten zu den Tieren zu sammeln. Zusätzlich wurden klimatische Faktoren einschließlich der UV-Strahlung im Biotop ermittelt. Nun hatte man jedoch ein großes Problem. Bevor die Blutproben tiefgekühlt werden können, müssen die Blutbestandteile in einer Zentrifuge „getrennt“ werden. Da die bestellte, transportable Zentrifuge jedoch nicht rechtzeitig in Australien eintraf, suchte man Hilfe in Krankenhäusern. Dort wurde stets freundlich und problemlos – teils dank Hartnäckigkeit und Überzeugungskraft – ausgeholfen. So konnten schließlich alle relevanten Daten zu Pogona vitticeps gesammelt werden. Auf das Ergebnis der Analyse der Blutproben darf man gespannt sein. Eine Veröffentlichung ist in Vorbereitung.

PETER M. MÜLLER, Karlsruhe:
Bartagamen (Gattung Pogona) im Terrarium

Als nächstes berichtete Peter Müller von seinen reichhaltigen Erfahrungen bei der Terrarienhaltung der Gattung Pogona. Vor allem Pogona vitticeps und P. henrylawsoni sind in der Terraristik verbreitet. Von der artgerechten Terrariengröße und -einrichtung, bei der auch Unterschlupfmöglichkeiten nicht fehlen dürfen, über das Futterspektrum bis hin zu Ruhephasen, Paarung, Zeitigung und Aufzucht der Jungtiere vermittelte er anschaulich die Voraussetzungen für eine beständige, gesunde Nachzucht.

Nach dem Mittagessen fand die Mitgliederversammlung statt, bei der u. a. der Termin für die 9. Jahrestagung festgelegt wurde: 09. bis 10. November 2012.
Also bitte schon mal vormerken!



Sogleich ging es weiter mit Torsten Henke, der seit vielen Jahren Chlamydosaurus kingii im Terrarium pflegt und regelmäßig nachzieht. Bei seiner Präsentation über die faszinierenden Kragenechsen vermittelte er viel Wissenswertes über die Terrarienhaltung, Paarung, Eiablage, Inkubation und Aufzucht. Die Vergesellschaftung mit einigen anderen Echsenarten gestaltete sich bei ihm als problemlos.

TORSTEN HENKE, Dorsten:
"Haltung und Zucht von Kragenechsen"

Jochen Scholdei & Kristina Theobald berichteten anschließend über Pflege und Zucht von Siedleragamen im Zoo Münster. Es erfolgten Angaben zu den Terrarienanlagen, deren Einrichtung sowie zu den Beleuchtungszeiten und Temperaturen. Um Nachzuchterfolge zu fördern, wurde in einem Becken außerhalb des Besucherbereichs per Wasserstrahl aus der Gießkanne eine Regenzeit simuliert. Eine Paarung konnte nicht beobachtet werden, dennoch zeigten drei Weibchen nachfolgend die typische Trächtigkeitsfärbung. Alle drei legten Eier ab, jedoch nur ein Weibchen verbuddelte sein Gelege. Leider konnten von insgesamt 28 Eiern lediglich 3 gezeitigt werden. Von drei geschlüpften Jungtieren überlebten zwei, die inzwischen 9 Monate alt waren.

JOCHEN SCHOLDEI, Münster &
KRISTINA THEOBALD, Münster:
Erfahrungen bei der Pflege und Zucht von Siedleragamen im Münster Zoo.

Dann vermittelte uns Frank Bruse „Neues und Bewährtes“ aus seinem großen Praxiswissen zur rationellen Futtertierzucht. Neben artbezogenen, „ausbruchssicheren“ Zuchtbecken wurden von der Grille bis zur Soldatenfliege, die verschiedensten und selbst für Nahrungsspezialisten geeigneten Futtertierarten mit ihren individuellen Bedürfnissen vorgestellt. Dazu gab es ausführliche Informationen zur Ernährung der Insekten, wie z.B. Futterpflanzen und nährstoffreiche Trockenfuttermischungen.

FRANK BRUSE, Hamm:
Rationelle Futtertierzucht "Neues und Bewährtes".

Nach dem reichhaltigen Abendessen durchstreiften wir zu guter Letzt mit Mirko Barts das südliche Afrika. In den unterschiedlichsten Habitaten sind unzählige Tiere beheimatet, darunter eine große Artenvielfalt an Reptilien. Neben den dort vorkommenden zwölf Agamenarten mit ihren Lebensräumen wurden Schlangen, eine große Anzahl von Geckos und andere Vertreter der Herpetofauna gezeigt. Es gab Insekten, Spinnentiere, Erdmännchen und Klippschliefer zu sehen, die beeindruckende riesige Robbenkolonie an der Küste bei Cape Cross (den „strengen Geruch“ konnte man nur erahnen) sowie die dort auf Beute lauernden Schabrackenhyänen.

MIRKO BARTS, Kleinmachnow:
Die Agamen des südlichen Afrikas. Habitat, Lebensweise, begleitende Herpetofauna.

Auch in diesem Jahr gab es wieder eine Bücherpreisverleihung für eingereichte Agamen-Fotos,
Diporiphora magna von Andrea Beninde
Phrynocephalus helioscopus von Torsten Panner
Pseudotrapelus sinaitus von Angelika und Siegfried Troidl

Martin Dieckmann (l.) überreicht den Hauptgewinn, eine Reporter-Tasche mit Agamenmotiv, an Jochen Scholdei (r.)

Ein besonders spannendes Highlight bot die Tombola, deren Preise von Angelika und Siegfried Troidl wieder exzellent gestaltet worden waren. Als Glücksbringer fungierte Dieckmanns Enkel Tom, der stolz die Losnummern der erfreuten Gewinner verkündete.
Sowohl der gemütliche Ausklang an beiden Abenden als auch die zwischenzeitlichen Pausen wurden intensiv für anregende Gespräche und Diskussionen genutzt.

Martin Dieckmann hatte erneut ein interessantes, vielfältiges Programm zusammengestellt und so ging eine rundum erfolgreiche Veranstaltung zu Ende.

Wir freuen uns aufs nächste Mal!

Tagungsteilnehmer 2011
Teilnehmer der achten Jahrestagung der AG Agamen.

Text: SIBYLLE MANTHEY
Fotos: ANGELIKA und SIEGFRIED TROIDL