7. Jahrestagung der AG Agamen

Vom 22. bis 23. Oktober 2010 trafen sich zum siebten Mal wieder etliche Agamenfreunde zur Jahrestagung der DGHT-AG Agamen in Hamm/Westfalen. Insgesamt 39 Teilnehmer ließen sich auf ausgefallene Reiserouten entführen oder tauschten ihre Erfahrungen aus.

Die Tagung fand zum letzen Mal im Landhaus Langerbein statt. Ein neues Tagungslokal, das ebenfalls über einige Gästezimmer verfügt, steht inzwischen fest (s. u.).

Gemütliches Beisammensein am Freitagabend

Mit großem Hallo begann das erste gemeinsame Abendessen. Es folgte der Abendvortrag von MARKUS AUER aus Dresden, der uns den nordöstlichen Teil des Irans mit seiner gastfreundlichen Bevölkerung sowohl in kultureller als auch in herpetologischer Hinsicht durch beeindruckendes Bildmaterial näher brachte. Zahlreiche Landschaftsaufnahmen der meist kargen, bergigen Umgebung rundeten den Vortrag ab. Zweimal war er mit einer kleinen Gruppe in dem Gebiet unterwegs, um Reptilien und Amphibien aufzuspüren. Unter anderem konnten vier Laudakia-Arten, sowie Trapelus agilis in ihren Habitaten beobachtet werden. Anschließend wurde wie immer endlos gefachsimpelt. Mit dem einen oder anderen „Absacker“ in gemütlicher Runde klang der Abend aus.

MARKUS AUER, Dresden:
Reptilien im Nordost-Iran

Eröffnung durch
MARTIN DIECKMANN, Hamm

Am Samstagvormittag, nach Begrüßung und offizieller Eröffnung der Tagung durch den stets rührigen AG-Leiter MARTIN DIECKMANN, startete die Vortragsserie. Als Erster zeigte uns PETER JANZEN aus Duisburg „Neue Eindrücke aus Sri Lanka“ mit farbenprächtigen Fotos von diversen Agamenarten und deren Biotopen aus dem südwestlichen Teil Sri Lankas. Wie sich nachträglich herausstellte, war es insbesondere Calotes liolepis aus dem Gebiet „Morningside“, der durch ungeahnte Farb- und Zeichnungsvarianten auffiel. Ein besonderes Erlebnis war die Übernachtung in einer einfachen Hütte inmitten einer Teeplantage, deren Besitzer auch gleichzeitig für das leibliche Wohl sorgte.

PETER JANZEN, Duisburg:
Neue Eindrücke aus Sri Lanka

Weiter ging es nach West-Malaysia mit den Stationen Kuala Lumpur, Penang, Langkawi und Tioman. Dorthin entführte uns INGOMAR (kein Schreibfehler) KIEHLMANN aus Offenbach. Mit exzellenten Aufnahmen und einem interessanten Vortrag vermittelte er die Vielfalt der Reptilien und Amphibien in ihren Habitaten. Selbst in der Hauptstadt KL lassen sich einige ihrer Vertreter beobachten. Auch die Insel Penang bietet noch immer eine reichhaltige Herpetofauna, obwohl die rege Bautätigkeit dort den Wald und somit die Populationen weiter schrumpfen lässt. Auf der Insel Tioman haben sich inzwischen die Warane extrem vermehrt. Die kräftigen Echsen ernähren sich überwiegend von den reichlich vorhandenen Küchenabfällen der großen Hotelanlagen.

INGOMAR KIEHLMANN, Offenbach:
Reisen nach West-Malaysia

Auch wir brauchten nun eine Stärkung, denn es war Zeit für das Mittagessen. Anschließend fand die Mitgliederversammlung statt.



Dann referierte JACOB HALLERMANN aus Barkeheide über die „Vielfalt der Agamen Südostasiens. Neue Vorschläge zum Gattungssystem“. Nach einer aktuellen Arbeit von Stephen Mahony wird die monotypische Gattung Mictopholis zu Pseudocalotes gestellt. Zur gleichen Gattung wird Japalura kaulbacki sowie Calotes kingdonwardi überführt, wobei erstere Art nach Auffassung von Mahony ein Synonym von letzterer darstellt. Calotes kingdonwardi bapoensis wird ebenfalls als Synonym von Calotes kingdonwardi aufgefasst. Weiterhin wird Salea kakhienensis als Mitglied der Gattung Pseudocalotes betrachtet.

JACOB HALLERMANN, Barkeheide:
"Vielfalt der Agamen Südostasiens. Neue Vorschläge zum Gattungssystem."

Nach einer Kaffeepause folgte der vorgezogene Abendvortrag von FRIEDRICH WILHELM HENKEL aus Bergkamen über die Agamen Australiens. Mit wunderschönen Bildern präsentierte er uns besonders die reichhaltige Agamenfauna des 5. Kontinents. Neben dem entsprechenden Verbreitungsgebiet und Lebensraum wurde von allen 15 Gattungen mindestens ein Repräsentant gezeigt. Durch die verschiedenen Klimazonen besitzt Australien eine Vielfalt einzigartiger Landschaften. Zum Schmunzeln brachte uns das eine oder andere Reisefoto aus „alten Zeiten“.

FRIEDRICH WILHELM HENKEL, Bergkamen:
Agamen Australiens

NICOLÁ LUTZMANN aus Heidelberg führte uns nach Jordanien sowie in einige angrenzende Gebiete zu den Hardunen des Nahen Ostens. Zahlreiches Bildmaterial der dort vorkommenden Tiere veranschaulichte sehr deutlich, dass die Unterarten-Determination nach Färbungs- und Zeichnungsmerkmalen allein so gut wie unmöglich ist.

NICOLÁ LUTZMANN, Heidelberg:
Die Hardune des Nahen Ostens

Um die AG-Finanzen etwas aufzubessern, hatte sich Martin Dieckmann etwas Besonderes einfallen lassen. Über einen Losverkauf konnte man eine der künstlerisch bearbeiteten Grafiken von ANGELIKA TROIDL gewinnen, denen eine Fotografie eines Gonocephalus chamaeleontinus von DIETMAR TROBISCH zugrunde lag. Dieckmanns Enkel, dem kleinen Tom, fiel die wichtige Aufgabe zu, die Losnummern zu ziehen, was er auch stolz tat. Viel Gelächter gab es, als Angelika selbst ihr Werk gewann. Angelika stellte das Bild daraufhin erneut für die Verlosung zur Verfügung und am Ende war Jochen Zauner der glückliche Gewinner.

Martin Dieckmann (l.) überreicht den Hauptgewinn an Jochen Zauner (r.)

Auch in diesem Jahr gab es wieder eine Bücherpreisverleihung für eingereichte Agamen-Fotos,
Acanthosaura armata von INGOMAR KIEHLMANN
Ceratophora erdeleni von PETER JANZEN
Gonocephalus chamaeleontinus von DIETMAR TROBISCH

NICOLÁ LUTZMANN aus Heidelberg und PETER FRITZ aus Berlin berichteten von ihrer Armenien-Reise, bei der sie auf Populationen von Phrynocephalus horvathi gestoßen sind, deren Lebensraum massiv bedroht ist. In einem bekannten Habitat der Agamen, das mit einem armenischen Schutzstatus versehen ist, wird inzwischen massiv Tage-Bergbau betrieben. In einem weiteren bislang unbekannten Lebensraum mit einer Größe von ca. 20 ha konnte die Krötenkopfagame erstmals ebenfalls nachgewiesen werden. Überlegungen zum Erwerb des vielleicht letzten Rückzuggebietes dieser bedrohten Art wurden diskutiert.

NICOLÁ LUTZMANN, Heidelberg & PETER FRITZ, Berlin:
"Phrynocephalus horvathi - Situation und Möglichkeiten des Habitatschutzes einer hochbedrohten Agamenart in Armenien"

Nach dem Abendessen folgten die letzten schönen Reiseimpressionen der Tagung von SÖNKE FRAHM aus Norderstedt: „Vom Jordan zum Roten Meer, auf Reptiliensuche in Jordanien“. Auf seiner Rundreise unternahm er Streifzüge zum Toten Meer, Wadi Dana, Petra, Wadi Rum bis an das Rote Meer sowie im Norden zum Feuchtgebiet in Azraq und zu den Römerstädten. Er konnte eine Vielzahl von Reptilien beobachten und dokumentieren, selbst dort, wo Touristen den Wüstensand mit Quads durchpflügen. Auf Steinen und Felsen saßen Laudakia-, Uromastyx- und Trapelus-Arten. Als weitere Vertreter der Herpetofauna fand er Pristurus rupestris, Ptyodactylus puiseuxi und die Sandrasselotter. Ebenfalls beeindruckend waren die Aufnahmen der direkt aus dem Fels gehauenen monumentalen Fassaden von Petra sowie die der Römerstädte mit ihren Prachtbauten.

SÖNKE FRAHM, Norderstedt:
Vom Jordan zum Roten Meer; auf Reptiliensuche in Jordanien

Wieder ging eine rundherum gelungene Agamen-Tagung zu Ende, deshalb sollte sich jeder schon mal den diesjährigen Termin vormerken: 14. – 15. Oktober 2011 und sofort das neue Tagungslokal notieren!

Tagungsteilnehmer 2010
Teilnehmer der siebten Jahrestagung der AG Agamen.

Achtung neuer Treffpunkt in Hamm:
Restaurant Schulte-Karlheim, 59069 Hamm-Westtünnen, Von Thünen-Straße 69. Tel. 02385-2169 www.restaurant-schulte-karlheim.de

Text: SIBYLLE MANTHEY
Fotos: ANGELIKA und SIEGFRIED TROIDL