6. Jahrestagung der AG Agamen

Am Freitag den 16. Oktober 2009 war es wieder so weit. Die 6. Jahrestagung der DGHT-AG Agamen lockte viele Besucher nach Hamm/Westfalen. Im altbewährten Gasthaus Langerbein, das wie immer Tagungsort und Unterkunft zugleich war, traf man sich zu einem ersten gemeinsamen Abendessen mit anschließendem Vortrag.

Gemütliches Beisammensein am Freitagabend

Dank der versierten Unterstützung von SIGGI TROIDL liefen sämtliche Präsentationen der Tagung ohne technische Probleme.

In typischer Landestracht entführten uns ANDREA GLÄSER-TROBISCH und DIETMAR TROBISCH „nach Java, der Xenochrophis vittatus wegen“. Bei bisher fünf Reisen nach Indonesien war ihr größtes Bestreben, diese hübsche Schlangenart, die sie inzwischen in der dritten Generation züchten, in ihrem natürliche Biotop zu beobachten und zu dokumentieren. Trotzdem kam in dem eindrucksvollen Vortrag auch die übrige Herpetofauna, insbesondere die der Agamen, nicht zu kurz. Einige vertonte Videosequenzen und kurze Anekdoten über Begegnungen mit Einheimischen rundeten den Reisebericht kurzweilig ab.

ANDREA GLÄSER-TROBISCH
und DIETMAR TROBISCH, Bilkheim:
Nach Java, der Xenochrophis vittatus wegen

Bei dem nachfolgenden gemütlichen Beisammensein wurde noch ein wenig „gefachsimpelt“, dann war es langsam Zeit in die Federn zu kriechen.

Eröffnung durch
MARTIN DIECKMANN, Hamm

Nach einem ausgiebigen Frühstück in kleiner Runde trudelten am Samstagmorgen weitere Tagungsteilnehmer ein, sodass AG-Leiter MARTIN DIECKMANN pünktlich um 10 Uhr die wie immer perfekt organisierte Tagung eröffnen konnte. Er dankte dem Sponsoren Herrn FRANK IZABER für den neuen Beamer und verwies auf die limitierte letztmalige Ausgabe der nach Agamenfotos künstlerisch bearbeiteten Drucke von ANGELIKA TROIDL, die auch jedem Referenten überreicht wurden.


(Pseudotrapelus sinaitus)

Auch in diesem Jahr gab es wieder eine Bücherpreisverleihung für eingereichte Agamen-Fotos,
Hypsilurus dilophus von DIETMAR TROBISCH
Trapelus pallidus von DIETER KREUZ
Uromastyx aegyptia von SÖNKE FRAHM


Der erste Vortrag von Tierärztin DR. BIRGIT RÜSCHOFF vermittelte durch Fallbeispiele interessante Einblicke in die Mannigfaltigkeit der Reptilienkrankheiten. Ihr Hund sorgte währenddessen mit seinem Spieltrieb gelegentlich für mehr Erheiterung als es der Referentin lieb war. Da ihre Praxis besonders auf Reptilien spezialisiert ist, machen diese 70% der zu behandelnden Tiere aus. Von den Agamen sind es oft Bart- und Wasseragamen, die dort vorgestellt werden. Die Erkrankungen sind äußerst vielfältig und betreffen die verschiedensten Körperregionen. Eine eher seltene Diagnose dürfte wohl eine Halsbandallergie sein.

Dr. BIRGIT RÜSCHOFF, Hamburg:
Fallbeispiele aus der Reptilienpraxis

Zwischenzeitlich trafen immer wieder Nachzügler ein, so dass schließlich 46 Tagungsteilnehmer gezählt werden konnten. Nach kurzer Pause folgte die Mitgliederversammlung und anschließend das Mittagessen.



Der nächste Vortrag führte uns geradewegs nach Lykien in die Türkei. FELIX und ANDREA HULBERT zeigten stimmungsvolle Frühjahrsimpressionen, die sie bei der „Agamensuche zwischen Tempel und Theater“ sammelten. Ob Hardune, Schlangen, Skinke oder Eidechsen, man muss nur aufmerksam die Umgebung beobachten, um die flinken Gesellen auf Felsen und alten Gemäuern zu entdecken oder blühende Orchideen zwischen unscheinbaren Gräsern.

FELIX & ANDREA HULBERT,
Oestrich-Winkel:
Auf Agamensuche zwischen Tempel und Theater - Frühjahrsimpressionen in Lykien

Nach einer Kaffeepause berichtete PETER FRITZ über seine Erfahrungen bei der Pflege und Zucht der Stachelschwanzagame Xenagama taylori. Eigentlich wären diese putzigen Kerlchen wegen ihrer geringen Größe ideal für die Terrarienhaltung, jedoch gestaltet sich die Nachzucht äußerst problematisch. Da kaum Informationen vorhanden sind, gilt hier das Motto: „Probieren geht über Studieren“! Trotz mancher Rückschläge gelang ihm auf diese Art und Weise mit viel Fingerspitzengefühl die Nachzucht einer F2 Generation.

PETER FRITZ, Berlin:
Die Stachelschwanzagame Xenagama taylori (Parker,1935) - Pflege und Zucht im Terrarium

ULRICH MANTHEY dokumentierte mit beeindruckendem Bildmaterial die enorme Vielgestaltigkeit der Agamen Vietnams, von denen noch längst nicht alle wissenschaftlich beschrieben wurden. Von nahezu allen Arten präsentierte er Lebendaufnahmen, welche die Tiere oft in den verschiedensten Farbvarianten zeigten.

ULRICH MANTHEY, Berlin:
Die Agamen Vietnams

DIETER LILGE ging besonders auf das Thema „Ernährung der Agamen“ ein. Er referierte über den Calzium- sowie Magnesiumanteil in der Nahrung und dessen Auswirkung auf den Stoffwechsel der Tiere. Ein ungünstiges Verhältnis dieser beiden Spurenelemente kann zu schweren Beeinträchtigungen führen. Eine ausgewogene Ernährung ist nicht nur für die Agamen selbst, sondern auch für ihre Futtertiere anzustreben.

DIETER LILGE, Usingen:
Zur Pflege einiger Arten der Gattung Trapelus und Ernährung von Agamen

SÖNKE FRAHM nahm uns mit auf seine herrlichen Streifzüge quer durch Gebirge, Berberdörfer und Wüsten Marokkos. Dabei schilderte er eindrucksvoll wie schweißtreibend die Agamensuche bei 50°C sein kann, besonders wenn im heißen Sand ein Uromastyx mit einer Spitzhacke ausgebuddelt wird. Neben Dornschwänzen und Atlasagamen spürte er Eidechsen, Geckos, Schlangen und manch anderes Getier auf, unter anderem ein Skorpionweibchen samt Kinderstube auf dem Rücken.

SÖNKE FRAHM, Norderstedt:
Auf Agamensuche in Marokko

Anschließend wurde das Abendessen serviert, dann ging es gut gestärkt in den Tagungsraum zurück.

Um 20 Uhr folgte der Abendvortrag von FELIX und ANDREA HULBERT. Sie zeigten nicht nur phantastische Aufnahmen aus den Nationalparks „zwischen Kap und Kalahari“, sondern berichteten auch von einer Trauung der besonderen Art auf dem selten so sonnigen Tafelberg bei Kapstadt. Die weiteren Bilder ihrer Hochzeitsreise vermittelten einen imposanten Eindruck der südafrikanischen Landschaften sowie ihrer Fauna und Flora. Ein außergewöhnlicher Schnappschuss gelang ihnen von einer speienden schwarzen Kobra. Neben den verschiedensten Reptilien waren viele andere Tiere zu bewundern, darunter diverse große und kleine Säuger.

FELIX & ANDREA HULBERT,
Oestrich-Winkel:
Zwischen Kap und Kalahari - Unterwegs in Südafrika, nicht nur den Reptilien wegen

Mit dem einen oder anderen „Absacker“ klang der Tag schließlich aus und nach einem weiteren Frühstück am nächsten Morgen machten sich nun die letzten Übernachtungsgäste auf ihren Heimweg. In Erinnerung bleibt eine abwechslungsreiche, rundum gelungene Veranstaltung, die Appetit macht auf die Nächste am 22.–23.10.2010.

Tagungsteilnehmer 2009
Teilnehmer der sechsten Jahrestagung der AG Agamen.

Text: SIBYLLE MANTHEY
Fotos: ANGELIKA und SIEGFRIED TROIDL